Nomen – Akkusativ

Allgemeines

Der Akkusativ – auch „Wenfall“ – ist im Deutschen als 4. Fall bekannt. Der Akkusativ kennzeichnet das direkte Objekt eines Satzes, also den Gegenstand, die Person etc., auf welche die Handlung des Subjektes direkt gerichtet ist. Gefragt wird danach mit „Wen oder was?“.

Ich habe ihm einen Tritt gegeben.
„Ich“ ist das Subjekt, nämlich derjenige, der die Handlung ausführt. Das Subjekt steht stets im Nominativ.
„einen Tritt“ ist das direkte Objekt, welches das „ich“ als Handlung direkt ausgeführt hat. Es steht daher im Akkusativ. Nominativ wäre ja „ein Tritt“.
„ihm“ ist das indirekte Objekt, auf welches sich die Handlung schließlich bezieht. Es steht daher im Dativ. Nominativ wäre hier „er“. (Dazu später mehr)

Der Akkusativ im Deutschen

Sprachgeschichtlich gesehen scheint der Akkusativ lange Zeit auf einem absterbenden Ast gesessen zu haben. Anders ist es sonst nicht zu erklären, dass seine Bildungsformen fast identisch sind mit denen des Nominativ. Lediglich die männlichen Ausdrücke haben eine eigene Akkusativform bewahrt:

Nominativ Akkusativ
der; er den; ihn
die; sie die; sie
das; es das; es
Mehrzahl: die; sie Mehrzahl: die; sie

Und Tatsache: in vielen Dialekten existiert gar kein Unterschied zwischen Nominativ und Akkusativ mehr, zum Beispiel im Schweizerdeutschen.

Wie man also sieht: Der Akkusativ ist im Deutschen nicht eindeutig bestimmt.
Dies einerseits und die teilweise lockere Satzstellung im Deutschen andererseits ist auch der Grund dafür, dass oft Konstruktionen zweideutig sind – oder auch werden, wenn man bei der Kommasetzung schluderig ist. Das führt mitunter zu Stilblüten, wie sie typisch deutsch sind.

„Die Studentin hört die Lehrerin.“
Ja, wer hört hier wen? Ist es nun die Studentin, die der Lehrerin die akustische Aufmerksamkeit widmet, oder ist es die Lehrerin, die ihrer Schülerin Gehör schenkt?
Ein solcher Satz allein ist also nicht eindeutig interpretier- und übersetzbar, man benötigt den Zusammenhang. In der gesprochenen Sprache wird der Zusammenhang zumeist schon durch die Sprechmelodie deutlich.

„Die Spaghetti essen die Kinder.“
Nun ja, hier liegt der Fall klar. Aber eben nur deswegen, weil es – zumindest bis jetzt – keine Kinder fressenden Spaghetti gibt.

„Die Stühle kauft die Frau.“
Hier schafft das Verb „kauft“ Klarheit. Denn „die Stühle“ ist ein Pluralausdruck, „kauft“ ist 3.Person Singular oder 2.Person Plural. Da aber nur von 3.Personen die Rede ist, kann die Handlung nur von der Frau ausgeführt. „die Frau“ ist das Subjekt.

„Er will sie nicht“ versus „Er will, sie nicht.“
Ein kleines Komma stellt hier das Bedeutungsgefüge auf den Kopf. Im ersten Satz hat „sie“ die schlechteren Karten, im zweiten Satz muss „er“ die Waffen strecken.

Der Akkusativ im Englischen

Im Englischen dagegen etwa besteht dieses Problem nicht. Hier gilt eine eiserne Regel für den Satzaufbau:
SUBJEKT + VERB + OBJEKT.

Das Subjekt kann niemals an letzter Stelle im Satz stehen! Somit wurde der Akkusativ überflüssig. Lediglich „whom?“ = „wen?“ bzw. „wem?“ ist als Relikt geblieben – und wird zunehmend auch durch „who?“ ersetzt.

Der Akkusativ im Ungarischen („akkusatívus“ oder „tárgyeset“)

Wie schon erwähnt finden auch im Ungarischen Dativ und Akkusativ weit verbreitete Anwendung.
Doch sei auch hier noch einmal daran erinnert: es gibt im Ungarischen keine Präpositionen, die den Dativ oder Akkusativ verlangen. Es gibt stattdessen Postpositionen oder Suffixe, die grammatikalisch als eigene Fälle angesehen werden. Dazu an anderer Stelle mehr.

Im Gegensatz zum Deutschen, wo die Fälle zumeist nur durch eine Abänderung der Artikel zu Tage treten, das betreffende Objekt aber unverändert bleibt, wird im Ungarischen der Akkusativ immer durch das Anhängen eines Suffixes gebildet. Der Artikel bleibt im Ungarischen immer unverändert!

Übrigens haben die ungarischen Spracherneuerer im 19.Jahrhundert ganze Arbeit geleistet und für viele Fremdworte – auch in der Sprachwissenschaft – eigene Worte aus der Taufe gehoben.

Die Bildung

Gebildet wird der Akkusativ im Ungarischen immer mit der Endung –t. Vorher kommt in vielen Fällen allerdings noch ein Bindevokal. Welcher, ist in dieser Grafik beschrieben:

Nomen-Akkusativ-Bildung.jpg

Die Frage danach
Die entsprechenden Fragen nach dem Akkusativ lauten im Ungarischen:

kit? (wen?)
mit? (was?)

Hilfe durch Wörterbücher
Beim Nachschlagen von Nomen in ungarischen Wörterbüchern ist der Akkusativ-Bindevokal oder auch ev. Ausnahmen angegeben.
Der Akkusativ vom Plural

Wie im Deutschen kann natürlich auch im Ungarischen der Akkusativ für Mehrzahlformen gebildet werden. Und in beiden Sprachen ist dies sehr einfach. Wer erst einmal die deutsche Mehrzahlform eines Substantivs gelernt hat – was nicht unbedingt einfach ist – kann diese zugleich als Akkusativform benutzen.

Im Ungarischen endet jede Pluralform auf „-k“. Daher kann es hier auch nur eine Bildungsvorschrift geben.
Ein paar Beispiele:

Plural Nominativ Plural Akkusativ
madarak (die Vögel) madarakat
kövek (die Steine) köveket
tornyok (die Türme) tornyokat
hatalmak (die Mächte) hatalmakat
terhek (die Lasten) terheket

Es wird also ausnahmslos an die Pluralform des Wortes einfach ein „-at“ oder „-et“ angefügt, je nach dem Vokalismus des Wortes. Also: erst das Mehrzahlsuffix, dann das Akkusativsuffix.

Personalpronomen
So wie die Substantive können natürlich auch die Personalpronomen in die entsprechende Akkusativform gebracht werden. Allerdings funktioniert das ein wenig anders als nur durch simples Anfügen eines -t.

Nominativ Akkusativ
én ich engem(et) mich
te du téged(et) dich
ő er, sie, es őt ihn, sie, es
mi wir minket oder bennünket uns
ti ihr titeket oder benneteket euch
ők sie őket‘ sie

Das Suffix „-et“ wird in der 1. und 2. Person Einzahl meistens weggelassen.

Quelle

http://www.ungarische-sprache.de/index2.html

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